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Dienstag, 31. Dezember 2013

2013

Ein gutes Neues Jahr, Glück und Gesundheit!

Bis in 2014!

Freiheit

Und ein Redner sagte: Spricht zu uns über die Freiheit.

Und er antwortete: Am Stadttor und an euren Feuerstellen sah ich, wie ihr unterwürfig eure Freiheit angebetet habt, wie Sklaven, die sich vor einem Tyrannen in den Staub werfen und ihn preisen, obwohl er sie tötet.

Ja, im Hain des Tempels und im Schatten der Zitadelle habe ich die Freiesten unter euch beobachtet, wie sie ihre Freiheit wie ein Joch und wie Handschellen tragen. Und das Herz in mir blutete; denn nur dann könnt ihr frei sein, wenn selbst der Wunsch, nach Freiheit zu suchen, für euch zum Zügel wird und wenn ihr davon ablasst, von Freiheit als einem Ziel und einer Erfüllung zu sprechen.

Ihr werdet nicht wirklich frei sein, wenn eure Tage ohne Sorge und eure Nächte ohne Wunsch und ohne Kummer sind, sondern erst dann, wenn all das euch umklammert und ihr dennoch nackt und ungebunden über allem steht.

Und wie wollt ihr euch über die Tage und Nächte erheben, ohne die Ketten zu zerbrechen, mit denen ihr am Morgen eures Verstehens eure Mittagsstunde festgebunden habt?

Wahrlich, was ihr Freiheit nennt, ist die stärkste dieser Ketten, wenn auch ihre Glieder in der Sonne glitzern und eure Augen blenden.

Sind es nicht Teile eures eigenen Selbst, die ihr ablegen wollt, um frei zu werden?

Wenn es ein ungerechtes Gesetz ist, dass ihr abschaffen möchtet, dann wurde es von eurer eigenen Hand auf eure Stirn geschrieben.

Ihr könnt euch seiner nicht entledigen, indem ihr eure Gesetzbücher verbrennt oder die Stirn eurer Richter abwascht, selbst wenn ihr das Meer darüber ausgießen würdet.

Wenn es ein Tyrann ist, den ihr zu Fall bringen wollt, achtet vor allem darauf, seinen in euch selbst errichteten Thron zu zerstören.

Denn wie sonst kann ein Tyrann die Freien und Stolzen regieren, außer durch die Tyrannei in ihrer eigenen Freiheit und durch die Schamlosigkeit ihres Stolzes?

Und wenn es eine Sorge gibt, die ihr loswerden wollt, so wurde diese Sorge eher von euch selbst gewählt, als euch aufgebürdet.

Und gibt es eine Angst, die ihr vertreiben wollt, so wohnt sie eher in eurem Herzen, als in der Hand dessen, den ihr fürchtet.

Wahrlich, all dies umschlingt sich immerzu in euch, das Gefürchtete und das Erhoffte, das Widerwärtige und das Bewunderte, das Abschreckende und das Erstrebte.

All dies bewegt sich in euch wie Licht und Schatten, die sich in Paaren aneinander klammern.

Und wenn der Schatten blass wird und vergeht, dann wird das Licht, das bleibt, zum Schatten eines anderen Lichts.

Und ebenso wird eure Freiheit, wenn sie ihre Fesseln abwirft, selbst wiederum zur Fessel einer größeren Freiheit.




[Khalil Gibran – Der Prophet – Über die Freiheit]

Sonntag, 24. November 2013

Per sempre

Das Leben ist
So verwegen
Dagegen
Ein ewiges
Streben
Und jede Furcht
Birgt auch
Einen Segen

Jedwedes
Verständnis
Ein Bekenntnis
Jedweder Fluch
Im ewigen Kreis
Ein Preis
Bereit
Voll Erkenntnis

Das Band
Das uns führt
Jeder spürt
Was uns bleibt
Was berührt
Im Dunkel
Der Nacht
Sind wir erwacht

Freitag, 1. November 2013

Das Unbegreifliche

Wir haben eine komische Art: Alles, was wir nicht begreifen, wollen wir kontrollieren. Und so macht uns das Unbegreifliche Angst. So wir es nicht akzeptieren, so sehen wir es als eine Krankheit an und wollen sie heilen. Doch was ist, wenn es keine Krankheit ist? Was ist, wenn es etwas Reales ist, was nur nicht in unser Weltbild passt? Wir haben uns angewöhnt, alles, was von der Norm abweicht, abzutöten, denn das ist nun mal einfacher und birgt erst gar nicht die Gefahr, sich aus seinem gemütlichen Sessel begeben zu müssen. 

Ja, es gibt nur ein paar Blätter, die sich im Wind bewegen und fertig. Es gibt nichts, was über das, was wir mit eigenen Augen sehen, hinausgeht. Und wenn doch? Vielleicht sollten wir die Möglichkeit ins Auge fassen, denn irgendwo muss es ja herkommen...

Montag, 21. Oktober 2013

Veränderung

Wenn die Wege uns die Zeiger zeigen, was bleibt dann übrig, als ein Hauch von unentwegter Vergänglichkeit? Was bleibt zu sehen und verstehen, wenn Berge ihr Tal verlieren, wenn der Atem dir die Luft nimmt? Ein Willkommensgruß ist manchmal auch ein Abschied, ist ein letztes Aufbäumen des Unbegreiflichen, sowie wir die Vergänglichkeit im Licht der Ketten unserer eigenen Grenzhaftigkeit betrachten. Manchmal lässt man zurück, was gut ist, um die eigenen Grenzen zu überschreiten, manchmal ist ein bekannter Weg so arg niedergetrampelt, dass man seine eigenen Spuren schon nicht mehr erkennen kann. Veränderung ist ein Geflecht, welches die Umtriebigkeit des bequemen Stillstandes aus den Knospen des wagemutigen Müßigganges hinausschält und genauso treibt sie uns in das Aufgeben der eigenen Vollkommenheitsansprüche und lässt uns eine völlige unberührte und unerprobte Seite unseres Wesens zu einem Strang unseres Gesamtkonzepts heranziehen, welche unsere Seele aus einem ungewollten Schlaf in eine ertragsschwangere Wachsamkeit versetzt. Der Anker vermag zu rosten, wo er zu lange auf Grund liegt, doch er wird dir immer zu Diensten sein, wenn Land in Sicht ist.

Freitag, 4. Oktober 2013

Joker

Wenn wir springen könnten – nur ein bisschen
Über Fäden, die uns rissen
Ein sanfter Blick in das Gewissen
Man kann ertragen und vermissen

Wenn wir verständen ohne Ende
Eine Berührung deiner Hände
Es kommt der Tag, es kommt die Wende
Die Hoffnung, an sich recht behände

Wenn wir stumm der Zeiten harren
Gold gibt‘s nicht nur in großen Barren
Wenn wir mit den Füßen scharren
Unsere Welt gefüllt mit Narren
Unsere Welt hat sich verfangen
Unsere Welt ist trüb, da hilft kein Bangen
Unsere Welt, in der wir uns blind verstanden
Unsere Welt, in der wir uns kaum noch fanden

Du trägst das Herz
Tut es auch Not
Ein letzter Blick
Ein letzter Satz
Gefüllt mit Schmerz
Zur Hälfte tot
So viel Geschick
Nur fehl am Platz

Wenn wir nur rennen könnten
Unserem Schicksal zu entgehen
Wenn wir nur erkennen könnten
Hier, wo eisig Winde wehen

Diese Bestie zu bezwingen
Die uns in die Knie zwingt
Wie kann man nur gewinnen
Wo man durch das Leben hinkt

Der Wind treibt seine kühnen Spiele
Wo ich gen Ausgang laufe
Und ja, Wege gibt es viele
Nur dass ich einen Joker brauche