Dies ist eine Sammlung alltäglicher Situationen aus der
Zeit, in der ich noch mit dem Bus gefahren bin. Eine Zeit, in der man viel Zeit
hatte. Eine Zeit, in der man endlos lang unterwegs war, dafür aber auch endlos
viel gesehen hat. Ein Tagebuch
meiner täglichen Ausbildungs-Odyssee. Auf Tour.
Und die Arbeiter in den Bussen betäuben sich mit
Alkohol
Wenn der Tag sich zum Ende neigt
Der
Alkohol, der die Teufel vertreibt
So
glauben sie’s wohl
Gedenken
dem Verschwommenen aus alten Tagen
Es
sind die Zweifel, die sie plagen
Entscheidungen,
die sich als falsch erwiesen
Ratschläge,
die falsche Freunde priesen
Schnell
die Flasche geleert
Dem
Alten den Rücken gekehrt
Und
dann sind sie verschwunden, irgendwo in der Nacht
Und
am nächsten Tag wird woanders weitergemacht
Sowie
die bestimmten Penner am Bahnhof an der Halte
Sie
stehen dort bei Regen und Wind und bei eiseskalter Luft
Wo
ich froh bin, wenn ich die Minuten bis der Bus kommt aushalte
Doch
sie sind ihres klaren Verstandes beraubt, stehen dort in ihrer alltäglichen
Kluft
Sie
haben aufgegeben, den Mut zu Leben
Und
sieden nur noch so dahin
Und
wenn der Arbeitstag sich dem Ende zuneigt
Ja,
dann wird nachhause, wo auch immer das ist, gegeigt
Und
der Vater, der mit seiner Tochter diskutiert
Sie wegen irgendwelchem Geld malträtiert
Sie wegen irgendwelchem Geld malträtiert
Er
fragt sie wegen jeder Kleinigkeit aus
Quetscht das kleinste Detail aus ihr heraus
Quetscht das kleinste Detail aus ihr heraus
Und
er denkt nicht dran mal lockerzulassen, nein
Er
schlägt immer wieder mit Worten auf sie ein
Er
drückt sie fest an seine Seite
Und zusammen suchen sie das Weite
Und zusammen suchen sie das Weite
An
einem U-Bahnsteig da ist ein Restaurant in einer großen Stadt
Die
Leute sind hier nur auf dem Durchreiseverkehr
Ein
langer Aufenthalt findet selten statt
Hier
kam der Glücksspieler vor kurzem her
Er
sitzt dort in der einen Hand ein Glas Bier, in der anderen eine Zigarette
Und
so geht’s weiter, jede Wette
Berauscht
scheint er vom Spielautomat
Auf
dem man viele Zahlen blinken sieht
Es
erklingen monotone Töne, kommt das Ding erstmal in Fahrt
Die
Hoffnung auf Glück und ein bisschen Beschäftigung brachten ihn her
Es
ist die Auseinandersetzung vor der er flieht
Und
immer wieder diese Figuren, die da blinken
Mal
sind’s vier, mal gar fünf, da muss doch was stinken
Denn
es sammelt sich immer mal wieder ein bisschen Kohle an per Digitalanzeige
Doch,
verdammt, der Spieler verpasst auf die Auszahl-Taste zu klicken
Und
am Ende lässt sich das ganze scheiß Geld nicht mehr blicken
Aufgebraucht
wird der letzte Schluck von seinem Bier
Und
danach ist er nicht mehr hier
Sie
las ein Magazin über Dekoration und schlief auch bald darauf ein
Und
der schwarze Hund auf dem Schoß des Jungen streckte die Zunge raus und rein
Warum
schaut sie nur so gleichgültig drein
Als
wäre alles verloren
Und
der Tag nur zum Dahinsieden auserkoren
Schnell
die Einkäufe vom Aldi eingekauft
Schnell
die Packung Zigaretten beim Kiosk um die Ecke besorgt und aufgeraucht
Dann
im Bus für 1,90 die Kurzstrecke ausgesucht
Und
nebenbei diesen scheußlichen Tag verflucht
Zuhause
wird dann noch nen bisschen was lieblos zusammengekocht
Und
sich dann bis in die Puppen an den Fernseher gehockt
Alles
scheiße oder was ist los, glaubst du wir haben’s nicht schwer, komm sag bloß
Und
auf dem schwarz-weißen Tuch sitzt der Hechler im Hauptberuf
Was
wohl den Jungen vor Schlimmerem schützt
Wer
weiß schon, was der kleine Schwarze sonst noch so treibt
Brille
auf und Linkin Park T-Shirt mit Zeichentrick-Figuren drauf
Ist
jetzt Zeit das verdammte Unterleg-Tuch zu entfernen
Und
mit dem ganzen Kram geht’s auf zu den Sternen
Er
trägt eine Brille, doch hierdurch fällt er gar nicht mal auf
Denn
auf seiner Kinnhaut ist ein riesen Bärtchen drauf
Lange
Haare schmücken seinen üppigen Rücken
Und
es ist fraglich, doch manche kann er mit seiner Erscheinung wohl entzücken
Er
redet mit nem Freund und dabei zeigt er unglaubliche Begeisterung
Auch
wenn er ein bisschen lispelt, man kann schon ahnen, er ist nicht dumm
Soviel
weiß er zu erzählen und vorbei rauschen die Häuser
Steht
da am Fenster und wartet auf das Ende seiner Fahrt
Und
mit seiner enthusiastischen und auch sehr eigenen Art
Hat
sich dieser sympathische Freak jetzt das Weiterfahrn gespart
Er wetzt auf und ab, er macht nie schlapp
Du kannst ihn gar nicht verfehlen
Wenn du eine Runde durch das Städtchen gehst,
dann siehst du ihn schon laufen
Mit seiner Aktentasche unterm Arm
Wie ein Marathonläufer völlig vernarrt, der will
nicht mal eben Brötchen kaufen
Man kennt nicht den Start, man kennt nicht das
Ziel
Doch eins weiß ich, er redet unendlich viel
Kaum ist der Motor warmgelaufen
Eine saubere Fahrt ohne Schnaufen
Dann auf die Bremse wie in Rage
Er wittert wohl eine fette Gage
Für ein paar Gespräche ist immer Zeit
Das nächste Opfer ist niemals weit
Denn er ist jederzeit bereit
Und irgendwo ist wohl der Weg zuende
Seine Bände füllen wohl ganze Wände
Voller Reden aus seinen Sportlerjahren
Die hat er sicher eins zu eins übertragen
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