Während
die Kohlensäure in einem Glas erkaltet, kann sich längst Staub über die Welt,
wie wir sie heute kennen, gelegt haben. Es entschwindet alles so schnell. Jeder
Tag schreitet voran, in der Hoffnung, seinem Nachfolger den Schneid abzukaufen.
Die Globalisierung des Fortschritts in Perfektion. Durch ein einziges Update
sind alte Gedankenmuster ausgetauscht, ein Geschäft einfach verschwunden, weil
es nun eine neue Firma beherbergt, wissenschaftliche Theorien glatt überholt,
Staaten geteilt, neu gegründet oder sogar am Rande des Ruins. Diktaturen
fallen, während die Todeszahlen steigen und der Gedanke an Europa verliert
seinen Wert, während Spekulanten sich einen goldenen Ast verdienen. Und ferne
Entscheidungsträger verpacken unser aller Schicksal in vorzeigbare Codes.
Man
steht einfach nur noch da, und wünscht sich, dass sich nicht die ganze Welt
innerhalb eines Tages komplett neu erfindet. Wir klammern uns an den Dingen
fest, von denen wir hoffen, dass sie bleiben, eine feste Konstante im Wuselsalat
bilden – bis dass der Tod uns scheidet.
Für
mich ist die Musik eine dieser Konstanten. Die richtige Musik. Musik in ihrer
reinen Ehrlichkeit. Diese leisen, schlichten, friedlichen, bedächtigen Worte sind
nicht die Okzidentierung eines Lebensgefühls, sondern die Orientierung einer
Sehnsucht, die Pfadfindung einer haltlosen Generation, eine Prämisse der
Eigenartigkeit und zugleich der Weg der Demut und Achtung. Ein
Drei-Minuten-Lied kann die ganze Schulzeit kompensieren – pflegte schon Bruce
Springsteen zu fantasieren. Die Musik vereint Waffenbrüder und rührt
Terroristen zu Tränen. Sie lässt das Herz hüpfen und die Beine tanzen. Sie
steht dir bei in den Stunden der Verdammnis und ist Trostwerdung in den Minuten
der Vergänglichkeit. Sie gibt jedem Land seinen eigenen Putz und verputzt die
schäbigste Bruchbude. Sie gibt einer Party die Leichtigkeit und einer Hochzeit
die Eleganz. Sie lebt von der Wirklichkeit und die Wirklichkeit lebt von ihr.
Für
mich war Musik immer mehr als nur ein Beiwerk. Sie hat schon früh zu mir
gesprochen, sich mit mir ausgetauscht. Und zweifelte ich auch schon oft an
ihrem vitalen Zustand, so hat sie mich doch immer wieder von ihrer Lebendigkeit
überzeugt. Sie war da, wo sie schien zu fehlen, auch wenn sie manchmal zu
fehlen schien, wo sie da war. Sie strahlte in ihrem eigenen Kosmos der
Unendlichkeit und ihre Unendlichkeit war das Verständnis der eigenen
Ausschöpfbarkeit.
Ich
habe schon immer einen stillen Konsens mit all den bedeutenden Musikern meines
eigenen kleinen Planeten geführt. Sie sprachen zu mir durch ihre Lieder und ich
verstand. Sie gaben mir das Gefühl, nicht alleine auf dieser Welt zu sein und
ich fühlte die Tiefe, die sich in den Farben der Klänge und Worte zu einer
eigenen Mystik verschmilzt. Ich war der kleine Prinz, auf der Suche nach dem
Wesen der Dinge. Die Schläue des Fuchses erstreckt sich im Regenbogen des
Mitfühlens und erst wenn du fühlst, dass etwas gut ist, kannst du es auch mit
deinen Augen in seiner vollkommenen Stimmigkeit sehen.
Wenn die Musik eine Harfe wäre, dann wäre der Klang der Saiten das sanfte Streichen im Wind des Wohlwollens durch das die rauen und zerklüfteten Weiten zu blühen beginnen, durch das die harten Krusten der Eismeere der arktischen Gefilde ihre Unbarmherzigkeit verlieren, durch das die Explosionen des Donners wie das Schnurren eines zahmen Tigers klingen würden.
Wenn die Musik eine Harfe wäre, dann wäre der Klang der Saiten das sanfte Streichen im Wind des Wohlwollens durch das die rauen und zerklüfteten Weiten zu blühen beginnen, durch das die harten Krusten der Eismeere der arktischen Gefilde ihre Unbarmherzigkeit verlieren, durch das die Explosionen des Donners wie das Schnurren eines zahmen Tigers klingen würden.
Wenn sie sich dir öffnet und dir ihr wahres Inneres
anbietet und du es bis in dein Herz vordringen lässt, dann erkennst du ihren
Wert und ihre Stärke. Sie hat viele Facetten. Ausdrücke der Freude, des
Schmerzes, der Sorglosigkeit, der Empörung, der Ohnmacht, der Lebensfreude, der
Verbitterung, der Verbundenheit, des Hasses, der Umarmung, der Gelassenheit,
der Rastlosigkeit, um nur ein paar zu nennen. Wenn du sie verstehst, versteht
sie dich. Egal in welcher Gemütslage du dich befindest.
All das, was sich hinter einfachen, poetischen Worten und doch in ihrer Gänze feinfädigen Kunstwerken voll von erwärmendem Glanz verbirgt, mögen ein paar kurze Fragen nicht an die Oberfläche spülen. Wenn sich die ganze Erfahrung eines Menschen in einem kurzen Text eröffnet, reißt dies den Kontinent der Menschwerdung vom Ödland der Inhaltslosigkeit.
Erst wenn du verstehst, wirst du verstanden.
All das, was sich hinter einfachen, poetischen Worten und doch in ihrer Gänze feinfädigen Kunstwerken voll von erwärmendem Glanz verbirgt, mögen ein paar kurze Fragen nicht an die Oberfläche spülen. Wenn sich die ganze Erfahrung eines Menschen in einem kurzen Text eröffnet, reißt dies den Kontinent der Menschwerdung vom Ödland der Inhaltslosigkeit.
Erst wenn du verstehst, wirst du verstanden.
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