Es war einmal eine ganz besondere Spinne und genau diese
machte sich auf eine Reise nach Kolumbien, aber sie hatte noch nie von diesem
Land gehört. Deswegen hatte sie Angst. Sie schlenderte ohne ein wirkliches Ziel
umher, jedoch trotzdem zuversichtlich.
Aber dann traf sie einen Regenwurm und fragte ihn:
„Lieber Regenwurm!“, du kennst die
Böden besser als jeder andere. Ich bin auf dem Weg nach Kolumbien. Hast du
schon mal davon gehört?“
„Das habe ich tatsächlich“, sagte der
Regenwurm. „Sie haben wohl gute Erde dort“.
Die Spinne schöpfte wieder Hoffnung, doch dann war sie
plötzlich wieder von Zweifeln erfüllt und sie fragte:
„Woher weißt du das?“
Der Regenwurm erwiderte: „Mein Onkel
hat einen Freund, der dort die Böden bearbeitet und diese Böden sind wirklich
gut. Sie sind sehr feucht und ergiebig, deswegen kann das nur ein gutes Land
sein.
Die Spinne dankte dem Regenwurm und machte sich wieder auf
den Weg. Alsbald kam sie in den Wald, wo sie ein riesiges Wildschwein traf. Das
Wildschwein war sehr stattlich und hatte einen langen grauen Rücken. Zuerst war
die Spinne etwas eingeschüchtert, aber dann nahm sie all ihren Mut zusammen und
sagte:
„Du musst jemand sein, der sich
auskennt. Ich bin auf der Reise nach Kolumbien. Hast du schon mal davon gehört?“
Das Wildschwein war ein bisschen
verwundert und es sagte: „Warum möchtest du nach Kolumbien gehen?“
„Weil ich hoffe, dass in Kolumbien
die freundlichsten Spinnen mit wunderschönen Spinnennetzen leben, die Tag für
Tag in der Sonne liegen und den Reichtum des Landes genießen.“
Das Wildschwein seufzte: „Ich sage
dir mal etwas. Viele von uns Wildschweinen sind in die Welt hinaus gezogen. Sie
sind an viele Orte gekommen, auch nach Kolumbien, aber ich habe merkwürdige
Gerüchte gehört, dass sie gejagt wurden und viele von ihnen starben. Ich kann
nur für uns Wildschweine sprechen, aber du solltest das wissen. Die Entfernung
bringt uns nicht immer nur Frieden.“
Die Spinne zitterte vor Entsetzen. Sie hatte an diese
Möglichkeit nicht gedacht. Sie hatte lediglich von diesem großartigen Ort
geträumt, an dem alles in bester Ordnung und aufregend war. Sie dankte dem
Wildschwein unverzüglich und ging mit Zweifeln in ihrem Herzen weiter.
Dann kam sie auf eine Lichtung, wo die Tautropfen der Gräser
die Sonne reflektierten. Die Spinne ließ sich einen Moment nieder, ohne an
Kolumbien zu denken. Sie genoss die Sonne und die offensichtliche Vielfalt des
Lebens von ganzem Herzen. Nun beschloss sie also ein großes Netz in den Halmen
zu spinnen. Gesagt, getan und so war sie bis zum Anbruch der Dämmerung voll
beschäftigt. Dann saß sie glücklich in der Mitte ihres Netzes und wartete auf
ihre Opfer. Aber sie hatte den ganzen Tag gearbeitet und gar nichts von der
wunderschönen Landschaft mitbekommen, jetzt wo es dunkel war. Also verweilte
sie dort ein wenig verloren mit düsteren Gedanken und harrte der Dinge. Ich bin
mir sicher, dass es fast drei Stunden dauerte, bis etwas geschah. Man vernahm
ein leises Streichen und Tapsen und bald erscheinen acht kleine Beine und dann
acht weitere Beine und so weiter...
Sie alle versammelten sich um das wundervolle Spinnennetz. Es
war eine große Versammlung und ein jeder beäugte die einzelne Spinne. Dann
brach einer von ihnen die Stille und sagte:
„Was machst du hier? Ich habe dich
noch nie gesehen!“
Die Spinne antwortete: „Ich bin auf
der Reise nach Kolumbien und ich bin hierhergekommen, weil es heute einfach
eine wunderschöne Lichtung war, aber ich habe den ganzen Tag gearbeitet und
jetzt wo ich fertig bin, kann ich es gar nicht genießen.“
Eine der großen Spinnen in der Runde
murmelte: „Bleib einfach ein paar Tage, nicht wahr? Dann wirst du erkennen, wie
wunderschön es hier während des Tages ist. Nun hast du ein Netz und kannst dich
zurücklehnen.“
Die Spinne war einverstanden und sie sprachen die ganze Nacht
über das Leben in dieser Gegend. Bei Sonnenaufgang verabschiedeten sie sich und
die Spinne war wieder allein. Nun konzentrierte sie sich auf den Sonnenaufgang
und die wahre Schönheit der Sonnenstrahlen, die den feuchten Boden begrüßten. Ihr
wurde klar: „Hier kann man leben!“
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