Daniel Lambert
Zweihundert Jahre
später sitze ich in einem Schwerlast-Rettungswagen, um herauszufinden, warum
Großbritannien mitten in einer Fettleibigkeitskrise steckt. Leute wie Daniel
Lambert werden hier jede Woche transportiert. 335 kg sind für die Sanitäter
nichts besonders. Sie sind auf einer offenen Skala, auf der man erst mit 500 kg
wirklich etwas ist, sogar noch relativ weit unten angesiedelt. Dieser spezielle
Krankentransporter beherbergt allen möglichen Schnickschnack, wie zum Beispiel
eine Art „medizinischen Pfannenheber“ für Leute, die aus dem Bett gefallen sind
oder – wie erst vor kurzem geschehen – für einen fettleibigen Mann, der sich
zwischen den Wänden seines Flures verkantet hat. Zusätzlich zum Krankenwagen
gibt es noch eine ganze Armada von Hilfsfahrzeugen, so zum Beispiel eine Winde,
um die Patienten auf eine verstärkte Trage zu heben. So etwas kann im
Extremfall schon mal bis zu 125.000 € kosten, wie im Fall der jungen 400 kg schweren
Georgia Davis.
Aber diese Leute
bilden nicht das Zentrum der Fettleibigkeitskrise. Im Durchschnitt sind in
Großbritannien jeder Mann, jede Frau und jedes Kind 19 Kilo schwerer, als wir
es in den 60er Jahren waren. Wir sind uns dessen nicht gewahr geworden, aber
dieser dramatische Anstieg zeigt sich durch größere Autositze oder
Umkleidekabinen, XL-Hosen, die mittlerweile nur noch mit L ausgeschildert
werden. Es ist endlos Raum nach oben und das scheint völlig normal.
Warum sind wir so
dick? Die Menschheit ist an sich nicht gefräßiger, noch entgegen der
allgemeinen Auffassung unsportlicher geworden. Eine Studie über zwölf Jahre,
die 2000 im Plymouth Hospital begann, zeigt, dass Kinder körperlich noch
genauso fit sind, wie vor 50 Jahren. Aber etwas hat sich verändert und dieses
etwas ist das, was wir täglich zu uns nehmen. Um genauer zu sein, die Unmenge
an Zucker in unserem Essen, derer wir uns überhaupt nicht bewusst sind.
Alles hat 1971
angefangen. Richard Nixon bereitete sich auf seine Wiederwahl vor. Durch den
Vietnamkrieg hatte er viel Substanz verloren, aber auch die hohen Kosten für
Lebensmittel waren zu dieser Zeit bei den Wählern ein großes Thema. Wollte
Nixon Präsident bleiben, so musste er dafür sorgen, dass die Lebensmittelpreise
sich senkten und dafür musste er eine sehr mächtige Lobby mit einbeziehen – die
Farmer. Nixon traf sich mit Earl Butz, einem Wissenschaftler aus dem Mutterland
der Farmer in Indiana, um zu einer Einigung zu kommen. Butz – ein
Landwirtschaftsexperte – hatte einen radikalen Plan, der unsere Nahrungsmittel
verändern sollte, und somit auch die äußere Erscheinungsform der menschlichen
Rasse.
Butz brachte die
Farmer dazu, in einem völlig neuen industriellen Ausmaß zu produzieren und
besonders ein Getreide anzubauen: nämlich Mais. Das Vieh in Amerika wurde
gemästet – dank des immensen Anstieges der Mais-Produktion. Burger wurden
größer, Pommes fetthaltiger, da sie in Maisöl frittiert wurden. Mais wurde zum
Motor all der endlos vielen billigen Lebensmittel, mit denen die amerikanischen
Supermärkte überflutet wurden: Ob Müsli, Kekse oder Mehl, überall wurde Mais
beigemischt. Als ein Resultat der Reformen des freien Marktes durch Butz wurden
amerikanische Farmer praktisch über Nacht von Provinzbauern zu
milliardenschweren Geschäftsmännern mit einem weltweiten Absatzmarkt. Nach
Meinung eines Farmers aus Indiana hätten die Amerikaner den kalten Krieg
gewinnen können, indem sie die Russen mit ihren Maisvorräten ausgehungert
hätten, doch sie entschlossen sich stattdessen dafür, Geld zu machen.
Mitte der 70er
gab es bereits einen Überschuss an Mais. Butz flog nach Japan, um sich eine
wissenschaftliche Entdeckung anzuschauen, die alles auf den Kopf stellen
sollte: Die Massenherstellung von Maissirup oder Glucose-Fructose-Sirup, wie er
in Großbritannien oft genannt wird, einem sehr süßen und klebrigen Sirup,
hergestellt aus Maisüberschuss, der eben auch besonders billig war. Maissirup
wurde in den 50er Jahren entdeckt, aber erst in den 70er Jahren massenkompatibel.
Bald schon wurde er in jedes erdenkliche Lebensmittel hineingestopft: Sei es
Pizza, Krautsalat oder Fleisch. Es verhalf Brot und Kuchen zum „frisch
gebacken“ Glanz, machte alles süßer und erhöhte das Verfallsdatum von nur
wenigen Tagen zu Jahren. Ohne großes Aufsehen nahmen wir immer mehr Zucker zu
uns. In Großbritannien war das Essen auf unseren Tellern nun pure Wissenschaft
– bis ins kleinste Korn auf maximalen Geschmack optimiert. Und dies ging an der
Öffentlichkeit völlig vorbei.
Ein Produkt war
hiervon besonders betroffen: Die Soft-Drinks. Hank Cardello, der frühere
Marketing-Chef von Coca-Cola, berichtet mir, dass ab 1984 Cola Maissirup statt
Zucker beigemischt wurde. Der Marktführer setzte ein Zeichen: Schon bald
folgten andere Unternehmen. Es schien „keinen Nachteil“ an Maissirup zu geben,
sagt mir Cardello. Er kostete nur 2/3 vom Zuckerpreis und auch das Risiko eines
geringen Geschmacksverlustes konnte man verschmerzen, wenn man sich die Verkaufszahlen anschaute,
gerade auch weil kein eklatantes Gesundheitsrisiko bekannt war. „Wir hatten die
Fettleibigkeit damals einfach noch nicht auf dem Schirm“, verrät mir Cardello.
Aber es gab ein
anderes Gesundheitsthema, was damals sehr wohl auf dem Schirm war: Die
Herzerkrankung. Mitte der 70er gab es rege Debatten hinter verschlossen Türen
der akademischen Welt über die Ursachen. Ein amerikanischer
Ernährungswissenschaftler namens Ancel Keys machte das Fett dafür
verantwortlich, während der englische Wissenschaftler Professor John Yudkin von
der University of London den Zucker als Ursache sah. Doch seine Arbeit wurde
nicht ernst genommen, was viele, darunter auch Professor Robert Lustig – einer
der weltweit führenden Endokrinologen – für eine gezielte Kampagne hielten,
Yudkin ruhig zu stellen. Die meiste Kritik kam von den eigenen Kollegen, deren
Forschungsarbeiten eher in die Richtung gingen, die auch die
Lebensmittelindustrie anstrebte. Einer von Yudkins Kollegen zu dieser Zeit, Dr.
Richard Bruckdorfer beim University College London (UCL) weiß: „Es gab eine
große Lobby der Lebensmittelindustrie, besonders der Zuckerindustrie und Yudkin
war sehr verärgert, dass sie einige seiner Ideen untergruben.“ „Yudkin kam
einfach unter die Räder“, sagt Lustig kurz und knapp, denn es ließ sich enorm
viel herausschlagen, wenn man Fett und nicht Zucker zum Missetäter machte.
Die
Lebensmittelindustrie war auf die Schaffung einer neuen Sparte aus. Eine, von
der sie wusste, dass die Bevölkerung sie mit großer Begeisterung annehmen
würde, da sie ja schließlich gesund sein sollte. Die fettarmen Produkte. Sie
versprachen einen gigantischen Markt, der von der Angst vor einer
Herzerkrankung angetrieben wurde. Aber, so sagt Lustig, es gab ein Problem:
„Wenn man einer Rezeptur das Fett entzieht, dann schmeckt das ganze wie Pappe
und man muss etwas anderes hinzufügen – nämlich Zucker.“
Über Nacht wurden
die Regale mit neuen Produkten gefüllt, die einfach zu gut schienen. Fettarme
Joghurts, Margarine, sogar Nachspeisen und Kekse. Bei all diesen Dingen wurde
das Fett durch Zucker ersetzt. Großbritannien nahm dies an, wie kaum ein
anderes Land. Gary Taubes – der Autor von „Why We Get Fat“ (Erschienen 2010 im
Alfred A. Knopf Verlag, Anm. d. Ü.) – nennt dies das „low-fat-Dogma.“
Mitte der 80er
stellten Gesundheitsexperten wie Professor Philip James, ein weltbekannter
Wissenschaftler, der einer der ersten war, die Fettleibigkeit überhaupt als
eine Krankheit erkannten, fest, dass die Menschen dicker wurden – ohne
ersichtlichen Grund. Die Lebensmittelindustrie hob hervor, dass jeder selbst
für seinen Kalorienverbrauch verantwortlich sei, jedoch nahmen selbst
diejenigen zu, die Sport betrieben und fettarme Produkte konsumierten. 1966
hatten gerade einmal 1,2 % der Männer und 1,8 % der Frauen einen BMI von über
30 (mit dem man als adipös gilt), 1989 lagen die Zahlen schon bei 10,6 % bei
Männern und 14 % bei Frauen. Und niemand erkannte den Zusammenhang von Maissirup
und Fett.
Es kam aber noch
etwas dazu. Je mehr Zucker wir zu uns nahmen, umso mehr wollten wir auch und
umso mehr Hunger bekamen wir. Professor Anthony Sclafani, ein
Ernährungswissenschaftler an der New York University, der sich mit Appetit und
Gewichtszunahme beschäftigt, fiel etwas Merkwürdiges an seinen Laborratten auf:
Als sie Rattenfutter fraßen, nahmen sie normal zu, aber als sie mit den
industriell veränderten Lebensmitteln aus dem Supermarkt gefüttert wurden,
gingen sie in nur wenigen Tagen auf. Sie wurden regelrecht süchtig nach Zucker.
Für Professor
Jean-Marc Schwarz vom San Francisco Hospital, der gegenwärtig die genauen
Abläufe untersucht, wie unsere wichtigsten Organe Zucker verarbeiten, entsteht
dadurch eine „Flutwelle“ des Süßstoffes. Erst seit kurzem verstehen
Wissenschaftler die Zusammenhänge. Im Bereich der Leber wird dieser zu Fett,
was Krankheiten wie Typ-2-Diabetes hervorruft. Andere Studien fanden heraus,
dass der Zucker sich sogar auf die Spermaflüssigkeit verteilt und fettleibige Menschen
dadurch zeugungsunfähiger werden. Ein Forscher sagte mir, dass man
schlussendlich nichts gegen die Fettleibigkeit tun müsse, weil fettleibige
Menschen sich selbst ausrotten würden.
Das wichtigste
Organ ist allerdings der Darm. Für Schwarz und Sclafani ist er ein
hochkomplexes Nervensystem. Er ist das zweite Gehirn des Körpers, welches daran
gewöhnt wird, mehr Zucker zu bekommen und unserem Gehirn dies völlig
einleuchtend verkauft.
Die
Zuckervereinigung (der Vereinigten Staaten, Anm. d. Ü.) unterstreicht zwar,
dass der alleinige Verzehr von Zucker noch lange nicht „für
Zivilisationskrankheiten verantwortlich ist“, doch das genaue Gegenteil scheint
sich zu bewahrheiten. Im Februar haben Lustig, Laura Schmidt und Claire Brindis
von der University of California einen Artikel in der Fachzeitschrift Nature
verfasst, in dem sie schrieben, dass aus wissenschaftlicher Sicht immer
wahrscheinlicher wird, dass Fruchtzucker den Anstoß für Prozesse geben kann,
die zu einer Lebertoxizität und einer Vielzahl weiterer chronischer Krankheiten
führen. Im März berichtete die New York Times zudem von einer Studie, welche in
der Fachzeitschrift Circulation veröffentlicht
wurde, nach der Männer, die gesüßte Getränke tranken meistens eine 20%ig höhere
Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes hatten als andere. David Kessler, der
ehemalige Leiter der FDA (Food and Drug Administration) – Amerikas mächtigster
Lebensmittelbehörde –, der auch für die Einführung der Warnhinweise auf
Zigarettenpackungen in den 90er Jahren verantwortlich war, glaubt, dass Zucker
durch die Verwertung im Darm und damit im Gehirn besonderes Suchtpotenzial
aufweist – genau wie Zigaretten oder Alkohol. Für ihn hat er hedonistische
Züge. Ihn zu essen ist „äußerst angenehm; er verschafft einem ein vorübergehendes
Glücksgefühl. Wenn man solches Essen zu sich nimmt, wird man in gewisser Weise
von ihm abhängig.“
Dr. Tony
Goldstone aus London wertet die verschiedenen Bereiche des Gehirns aus, die bei
diesem Vorgang angesprochen werden. Seiner Meinung nach ist ein Nebeneffekt der
Fettleibigkeit, dass das Hormon Leptin nicht mehr richtig arbeitet.
Normalerweise wird Leptin produziert, um dem Körper zu signalisieren, dass man
satt ist. Bei adipösen Menschen ist dieses jedoch stark dezimiert und man nimmt
an, dass ein hoher Zuckerkonsum dafür verantwortlich ist. Wenn Leptin nicht in
ausreichendem Maße produziert wird, erkennt der Körper einfach nicht, wann man
aufhören sollte zu essen.
Leptin wirft eine
große Frage auf: Hat die Lebensmittelindustrie wissentlich Lebensmittel
hergestellt, die abhängig machen, bei denen man sich nie gesättigt fühlt und
immer mehr essen will? Kesslers Antwort ist eher zurückhaltend: „Haben sie sich
in der Neurowissenschaft ausgekannt? Nein. Aber sie haben herausgefunden, was
funktionierte.“ Dies ist ein höchst brisanter Punkt. Wenn bewiesen werden
könnte, dass die Lebensmittelindustrie sich ab einem gewissen Zeitpunkt der
Tatsache bewusst gewesen wäre, dass die Nahrungsmittel einen langfristig
schädlichen Einfluss auf die Konsumenten haben und diese trotzdem weiter
entwickelt und vertrieben hätte, würde dies den Skandalen in der Tabakindustrie
in nichts nachstehen.
Die
Lebensmittelindustrie redet sich seit jeher damit heraus, dass die Wissenschaft
ihr keine Schuld nachgewiesen hätte. Susan Neely, die Präsidentin der American
Beverage Association (der amerikanischen Vereinigung des Getränkewesens, die
die gleichnamige Industrie repräsentiert, Anm. d. Ü.), sagt dazu: „Es gibt
viele Studien, die einen Zusammenhang nachweisen wollen, aber ich habe bisher
keine Studie gesehen, der dies gelungen ist.“ Aber es sieht so aus, als würde
sich daran bald etwas ändern. Die Professorin Kelly Brownell von der Yale
University, eine der führenden Expertinnen in Sachen Fettleibigkeit und deren
Ursachen, ist sich sicher, dass die Wissenschaft bald so eindeutig sein wird,
dass nur wenige Jahre darauf ein erster juristischer Sieg gefeiert werden kann.
Ein
entscheidender Punkt im Verhältnis zwischen der Industrie und den
Wissenschaftlern, die Forschung im Bereich der Fettleibigkeit betreiben, ist
die Förderung. Es werden von staatlicher Seite nur wenige Mittel für diese
Belange bereitgestellt, die Lebensmittelindustrie nimmt sich dieser Aufgabe
jedoch dankend an. Dies hat zur Folge, dass die wissenschaftlichen
Untersuchungen, die darauf abzielen, der Fettleibigkeit zu Leibe zu rücken,
genauso gut dafür benutzt werden könnten, eben diesen Lebensmitteln den letzten
Schliff zu verleihen. Allerdings scheuen sich viele Forscher davor, an die
Öffentlichkeit zu gehen, denn sie befürchten, dadurch ihre Fördergelder zu
verlieren.
Das Verhältnis
zwischen der Regierung und der Lebensmittelindustrie ist auch nicht gerade
einfach zu überschauen. Der britische Gesundheitsminister Andrew Lansley
arbeitete bis 2009 als Aufsichtsratsmitglied für die Firma Profero, eine
Marketing-Agentur die unter anderem Pizza Hut, Mars und PepsiCo zu ihren Kunden
zählt. Während seiner Zeit in der Opposition wendete sich Lansley an Professor
Simon Capewell (der im öffentlichen Gesundheitswesen als Arzt arbeitet, Anm. d.
Ü.), um ihn in künftige politische Konzepte zur Fettleibigkeit einzubeziehen.
Capewell zeigte sich sichtlich überrascht darüber, in welchem Ausmaß die
Lebensmittelindustrie ebenfalls einbezogen wurde: „Das ist, als würde man Dracula
zum Chef einer Blutbank machen.“ Lansley hat nie bestritten, für Profero
gearbeitet zu haben und sieht darin auch keinen Interessenkonflikt, da er nie
direkt mit den Kunden der Firma zusammengearbeitet habe. Und für die Regierung
scheint es merkwürdigerweise unerlässlich zu sein, mit der Industrie
zusammenzuarbeiten, da sonst nichts zustande käme. Aber man begegnet sich nicht
immer auf Augenhöhe. Professor James war Teil eines WHO-Gremiums, welches
weltweite Grenzen für Zuckeranteile erarbeiten sollte. Als das Gutachten noch
in der Ausarbeitung war, geschah etwas Außergewöhnliches: Der
US-Gesundheitsminister Tommy Thompson flog nach Genua, um Lobbying für die
Zuckerindustrie zu betreiben. Laut James hat „so etwas nie stattgefunden“.
Michael
Bloomberg, der Bürgermeister von New York, ist zurzeit darauf aus, die
übergroßen Soft-Drink-Flaschen zu verkleinern, während letzte Woche Todd Putman
- ein früherer Manager von Coca-Cola, öffentlich die Notwendigkeit für die
Soft-Drink-Hersteller ansprach, ihren Fokus auf „gesunde Produkte“ zu setzen.
Ein Wandel wird nicht einfach werden. Der Versuch, eine Soft-Drink-Steuer auf
den Weg zu bringen, wurde durch massives Lobbying im Kongress verhindert. Die
Soft-Drink-Industrie bezahlte eine neue Einrichtung des Philadelphia Children’s
Hospital und die Sache mit der Steuer war vom Tisch. Diese Einrichtung
beherbergt fettleibige Kinder.
Aber warum hat
Kessler – wo er doch mit den Warnhinweisen auf Zigarettenpackungen einen
sensationellen Erfolg verbuchen konnte – nicht dasselbe mit den stark
zuckerhaltigen industriell verarbeiteten Lebensmitteln gemacht? Seiner Meinung
nach liegt das daran, dass für die Tabakindustrie im Westen schon lange alles
gelaufen war, als die Warnhinweise auf die Packungen kamen. Sie hatten längst
neue Märkte in Fernost, Indien und China erschlossen. Es war nicht wirklich ein
Zugeständnis. Die Lebensmittelindustrie ist da schon eine ganz andere Sache.
Sie ist wesentlich mächtiger, als die Tabakindustrie. Sie ist an ein komplexes
Strickmuster anderer Interessen geknüpft: Arzneimittel, Chemikalien, ja sogar
Diät-Produkte. Die Palette der davon abhängigen Industrien, welche Gewinne mit
der Fettleibigkeit erzielen, zeigt, dass das Verhältnis der
Lebensmittelindustrie zur Fettleibigkeit unglaublich verworren ist.
Anne Milton, die
Ministerin für das öffentliche Gesundheitswesen (unter Gesundheitsminister
Andrew Lansley, Anm. d. Ü.) sagt mir, dass Gesetzesvorschriften zu Lasten
der Lebensmittelindustrie auf Grund der
in die Höhe schnellenden Kosten des National
Health Service (des britischen Gesundheitssystems, Anm. d. Ü.) nicht
ausgeschlossen sind. Die vorangegangenen Regierungen haben immer mit der
Industrie zusammengearbeitet. Warum? Weil die Lebensmittelindustrie
Hunderttausende Arbeitsplätze schafft und Milliarden umsetzt. Sie ist ungeheuer
mächtig und jeder Politiker, der sich ihr in den Weg stellt, macht sich damit
nicht gerade Freunde. „Eins möchte ich klarstellen“, betont Milton trotz
alledem, „ich habe keine Angst vor der Lebensmittelindustrie.“
Und ich glaube
ihr, denn im Moment gibt es etwas, wegen dem man sich weitaus mehr Sorgen
machen muss. Dies wird wohl eintreten, sollten die Kosten des National Health
Service im Bereich der Fettleibigkeit, die sich derzeit auf 6 Milliarden Euro
im Jahr beziffern, die Einnahmen aus dem Snack & Süßwaren Sektor des
Vereinigten Königreiches übersteigen, welche gegenwärtig 10 Milliarden Euro im
Jahr einbringen. Dann wird es eine recht einfache Lösung gegen die
Fettleibigkeit geben.
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so, so ... das ist wohl der grund für meine 99.9 kilos :-)
AntwortenLöschenjoar ne ganz fiese Geschichte ... dann nicht ganz so viel Zuckerzeug dann knackst du auch nicht die 100 ;) industrie + lobby ist auch nicht immer so ne gute Sache ...
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